Netzwerk- und Unterstützertreffen im Theater Augenblick

Ein bewegender Abend am 05.12.2025 im Kulturspeicher der Stadt Würzburg!
Am 2. Adventswochenende kamen geladene Gäste aus der Kommunal-, Bezirks- und Landespolitik, des Inklusionsamtes, Behindertenbeauftragte sowie Politikerinnen der Stadt Würzburg zu dieser besonderen Abendveranstaltung zusammen. Geladen hatten die Mainfränkischen Werkstätten zu diesem Unterstützertreffen, um den Fachbereich „Kunst- und Kultur“ und dessen Weiterentwicklung, Ziele und Förderungs-Bedarfe vorzustellen.
Zu Beginn begrüßten der Geschäftsführer des Unternehmensverbundes Mainfränkische Dieter Körber, die Prokuristin und Leitung Teilhabe/Bildung/Inklusion Madeleine Leube, die Leitung des Fachbereichs Kunst und Kultur Tanja Zimmermann sowie deren Fachkraft für Bildende Kunst Álvaro Fernandez-Saez und Leitung des Theaters Augenblick Stefan Merk die Gäste.
Hervorgehoben wurde die Bedeutung des vor einem Jahr neu etablierten Kunst- und Kulturbereichs und die beeindruckende Entwicklung, die dieser Bereich seitdem genommen hat. Die Gastgeber gaben auch persönliche Einblicke in ihrer beruflichen Werdegang und schilderten eindrucksvoll, welche Kraft die künstlerische Arbeit für Menschen mit Behinderung entfaltet: Welche Projekte schon entstanden sind, welche Anerkennung sie erfahren und warum langfristige finanzielle Unterstützung und staatliche und kommunale Förderung unverzichtbar ist.
Besonders prägnant führte der Theaterleiter die strukturelle Finanzsituation des inklusiven Ensembles vor Augen. Anhand von einem Miniaturbühnenmodell, getragen von vier symbolischen Finanzierungs-Säulen, veranschaulichte er die wichtige Balance zwischen Fördermitteln, Eintrittsgeldern, Projektfinanzierungen und Spenden.
Ein eindrucksvoller Moment war die Darstellung der prozentualen Kulturförderung für kulturelle Teilhabe im Vergleich Kultursenat Berlin zu Bayerische Staatsregierung: mittels Zollstock! Jeder Zentimeter stand für eine Million Euro und es wurde sichtbar, dass die Förderung inklusiver Theater in Bayern proportional nur die Höhe eines 10-Cent-Stücks auf dem Zollstock erreicht.
Gleichzeitig würdigten alle Beteiligten die außergewöhnliche Unterstützung der Stadt Würzburg, die dem Theater unter Anderem technisch top ausgestatteten Räume im Kulturspeicher zur Verfügung stellten im Herzen der Würzburger Innenstadt. Auch die Förderung durch den Freistaat Bayern durch die Kulturförderung der nichtstaatlichen Theater war insgesamt ein Erfolg, der ohne das beherzte Engagement der verstorbenen Politikerin Barbara Stamm kaum möglich gewesen wäre.
Großer Dank wurde dem Bezirk Unterfranken zuteil, der als Leistungsträger die Arbeitsplätze innerhalb der Werkstatt ermöglicht und mit der Kulturförderung einen Beitrag zum Gelingen leistet. Ohne diese Standbeine wäre die Arbeit der Mainfränkischen nicht möglich.
Das Ensemble des Theater Augenblick hatte dann einen großen und fulminanten Auftritt, der eindringlich belegte, wie professionell und mitreißend inklusive und performative Bühnenkunst sein kann. Es wurde ein Auszug aus dem aktuellen Stück „Helle Schatten“ präsentiert, in dem es um die großen Fragen der Welt geht: Wo kommen wir her, was bewegt uns, wer sind wir, was wird von uns bleiben. Poetisch, beeindruckend!
Ein Wandel im Raum – als die Künstler selbst sprachen
Während die Gäste in der ersten Hälfte zwar aufmerksam und interessiert, aber noch eher ruhig im Zuschauerraum das Programm verfolgten, veränderte sich die Atmosphäre spürbar, sobald die Künstlerinnen und Künstler im zweiten Teil des Abends selbst zu Wort kamen und anschaulich ihre Werke erklärten. Es entstand regelrecht Bewegung in den Rängen: Raunen, Nicken, Zwischen-Applaus und Smartphones wurden hervorgeholt und Rückfragen gestellt.
Im späteren Austausch im Foyer suchten die Gäste aktiv das Gespräch – auf Augenhöhe, mit echtem Interesse an künstlerischen Prozessen, Arbeitsweisen, Gedankenwelten und der individuellen Motivation. Mehrfach war zu hören:
„Man muss es einfach mal fühlen und erleben.“
Oder:
„Ich dachte immer, im besten Fall ist das Beschäftigungstherapie… aber das ist etwas ganz anderes!“
Dieser Perspektivwechsel war entscheidend, das Ziel des Abends erreicht. Frei von Mitleid oder Gefühligkeit. Es war das Ergebnis einer unmittelbaren Begegnung mit ernsthafter, kraftvoller, professioneller Kunst. Ein Moment, der echtes Verständnis schuf – und vor allem Wertschätzung: für die Künstlerinnen und Künstler, für ihre Arbeit und für den Beruf „Künstler“ an sich, der in Deutschland ohnehin kein leichter ist, ob mit oder ohne Behinderung.
Künstlerische Professionalität, die beeindruckt
Álvaro Fernandez Saez, künstlerische Fachkraft / Kunstpädagoge im Bereich Malerei, führte mit spürbarer Leidenschaft in die Arbeitsweisen der bildenden Künstler ein, erzählte von seinem eigenen künstlerischen Weg und beschrieb, wie sehr ihn die Zusammenarbeit mit den inklusiven Künstlerinnen und Künstlern inspiriert – durch ihre ganz eigenen Denkweisen, ihre mutigen Ausdrucksformen und ihrem professionellen künstlerischen Potenzial.
So wurde im Verlauf des Abends auf eindrückliche Weise sichtbar, wie sehr Kunst Menschen verbindet, wie unterschiedlichste inklusive Perspektiven eine Gesellschaft bereichern und wie wichtig es ist, diese kreativen Räume für eine professionelle Ausübung zu ermöglichen und zu fördern.





